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Dialogveranstaltung in Wurzen am 9. August 2017

Die regionale Dialogveranstaltung für die Landkreise Leipzig und Nordsachsen fand am 09. August 2017 in Wurzen statt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger waren dazu eingeladen, miteinander und im Beisein von Ministerpräsident Tillich zu regionalen und überregionalen Themen zu diskutieren. Die Themen wurden im Vorhinein von einer Vorbereitungsgruppe festgelegt.

Termine

  • 13.05.2017 - Treffen der Vorbereitungsgruppe in Brandis
  • 09.08.2017 - 18:00 Uhr bis 20:30 Uhr - Dialogveranstaltung in Wurzen, Einlass ab 17:00 Uhr
  • 09.08.2017 - 18:15 Uhr bis 19:15 Uhr - Online-Dialog zur Live-Veranstaltung
  • 11.08. bis 18.08.2017 - Online-Dialog zu den Ergebnissen der Dialogveranstaltung

Vorbereitungsgruppe

Die Vorbereitungsgruppe für die Landkreise Leipzig und Nordsachsen hat sich am 13. Mai 2017 getroffen und auf die folgenden Themen für die Dialogveranstaltung am 9. August in Wurzen verständigt:

  • Bildung, Kita
  • ÖPNV, Verkehr, Radwege
  • Finanzielle Ausstattung von Kommunen
  • Entwicklung ländlicher Raum (Alterung der Gesellschaft/Gesundheitsvorsorge)

Neben den vier ausgewählten Leitthemen wurden auch Themen wie der Umgang mit Extremismus, die Bedeutung des Ehrenamtes für die Gesellschaft, eine Pflichtversicherung gegen Hochwasserschäden, die Beschleunigung von Gerichtsverfahren, die Integration von Flüchtlingen, Bürokratie in der Verwaltung sowie Ordnung und Sicherheit diskutiert. Die Entscheidung für die oben genannten vier Diskussionsthemen wurden von den zufällig ausgewählten Bürgern aus den beiden Landkreisen mittels Punktevergabe getroffen.

Bei der regionalen Dialogveranstaltung am 09. August 2017 wurden diese Themen in Gruppen vertieft diskutiert.

Dialogveranstaltung

Am 09. August 2017 trafen sich rund 120 Bürgerinnen und Bürger im Magnus-Gottfried-Lichtwer-Gymnasium Wurzen, um zu den oben genannten Themen zu diskutieren. In kleineren Diskussionsgruppen von bis zu 25 Personen wurden die oben genannten Fragestellungen vertiefend diskutiert sowie Anregungen und Lösungsansätze formuliert und weiterführende Ideen entwickelt.

Im Anschluss an die Diskussionsphase fand ein Abschlussplenum statt. Die einzelnen Themen­runden stellten ihre Ergebnisse vor und präsentierten eigene Vorschläge, wie man die bearbeiteten Fragestellungen lösen könnte. Ministerpräsident Tillich nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Teilnehmern für das rege Interesse zu bedanken und mit einem kurzen Statement auf alle Themenbereiche einzugehen.

Details zum Ablauf der Veranstaltung finden Sie hier.

Ergebnisse

Im Mittepunkt der Diskussion standen die Attraktivität des Lehrerberufs und die Stärkung des Images der Oberschulen und der beruflichen Ausbildung. Zudem wurde gefordert, dass im Bildungssystem schneller auf aktuelle Entwicklungen und neue Problemlagen reagiert wird. Weitere Forderungen waren die Einhaltung der Betreuungsschlüssel in Kitas sowie Schulen, die Erhöhung der Qualität in der Erzieherausbildung, die Straffung der Lehrpläne sowie mehr Praktika-Angebote an Oberschulen.

Konkrete Ideen:

  • Lehrer sollten zur Motivation nach Arbeitsaufwand bezahlt werden – egal, ob sie Quereinsteiger oder Hochschulabsolvent sind.
  • Referendare sollten viel eher erfahren, wo sie eingesetzt werden und Auswahlmöglichkeiten haben, um ihre Abwanderung zu verhindern.
  • Schulsozialarbeit sollte künftig auch in Grundschulen angeboten werden.

Bei der Diskussion ging es vorwiegend um Radwege. Dabei wurde kritisiert, dass die Planungsverfahren zu aufwändig seien und die damit verbundenen Kosten zu hoch sind. Außerdem seien die Standards zu starr. Weitere Diskussionsthemen waren der Ausbau von stark befahrenen Straßen, eine sozialverträgliche Finanzierung des ÖPNV und einheitliche Tarife.

Konkrete Ideen:

Ein Vorschlag war die Umnutzung von land- und forstwirtschaftlichen Wegen zugunsten der Öffnung für den öffentlichen Rad(fern)verkehr. Konzepte oder Modellprojekte für diese multifunktionale Nutzung sollten erarbeitet und umgesetzt werden. Als nachahmenswert wurde das neue Projekt »Muldental in Fahrt« der Regionalbus Leipzig GmbH mit mehr Taktzeiten und Haltestellen vorgestellt.

Im Fokus der Diskussion standen die Eigenmittel der Kommunen, die als zu gering angesehen werden, so dass mit Mühe die Pflichtaufgaben erfüllt werden, aber die Mittel für freiwillige Aufgaben oft sehr begrenzt sind. Auch wurde auf die Problematik hingewiesen, dass der Anteil der Steuern an den Einnahmen der Kommunen in Sachsen relativ gering ist, der Anteil an Zuweisungen des Landes jedoch relativ hoch.

Nach Auffassung der Teilnehmer hängen viele Kommunen am Tropf der Fördermittelgeber. Auf Fördermittel verzichten wolle gleichwohl niemand, vielmehr wurden vorhandene Förderrichtlinien wie »Brücken in die Zukunft« begrüßt, aber von einigen Teilnehmern als unzureichend bezeichnet. Zudem wurde die Unverständlichkeit der Haushaltspläne durch die neueingeführte Doppik kritisiert. Durch deren Komplexität habe sich der Ansatz, damit mehr Transparenz schaffen zu wollen, ins Gegenteil verkehrt.

Konkrete Ideen:

  • Fördermechanismen sollten dahingehend angepasst werden, dass sie den Kommunen zeitlich und inhaltlich mehr Spielraum lassen. Das heißt: weniger zweckgebundene Zuwendungen, mehr Entscheidungsfreiheit für die Kommunen.  
  • Es sollten Rahmenbedingungen geprüft bzw. geschaffen werden, um den Kommunen mehr Eigenverantwortung bei der Verwendung finanzieller Mittel zukommen zu lassen. Gegebenenfalls könnten einzelne Kommunen bzw. Regionen über eine »Experimentierklausel« die Einführung von Regionalbudgets testen.

Als lebensnotwendige Infrastruktur für die Entwicklung im ländlichen Raum zählt nach Auffassung der Teilnehmer eine gute Nahverkehrsanbindung und ein schnelles Internet. Es wurden die sichtbaren Unterschiede der Problemlagen zwischen Gemeinden im direkten Leipziger Umland und in peripheren Teilen des Landkreises diskutiert. Dabei zeigte sich die Sorge um bezahlbaren Wohnraum und notwendige Baugrundstücke im Wachstumsraum rings um Leipzig, während in entlegeneren Gegenden viele Gebäude, vor allem alte Bauernhöfe, verfallen. Das Mittel gegen die Landflucht sei frühe Bindung per Wohneigentum, denn Jobs seien vor Ort im Handwerk und Mittelstand sowie in der Landwirtschaft durchaus vorhanden.

Konkrete Ideen:

  • Die Förderprogramme sollten verständlich gemacht und insoweit flexibilisiert werden, dass Denkmal- und Umweltschutzauflagen nicht den weiteren Verfall fördern, sondern Sanierungen auch durch junge Menschen und Familien möglich sind.
  • Es sollten konkrete Räume für bürgernahe Veranstaltungen und Austausch bzw. Abstimmungen und Entscheidungen (untereinander und zur politischen Ebene) in der Gemeinde geschaffen werden.

Online-Dialog

Herzlichen Dank für Ihre Kommentare & Ideen!

Parallel zum Bürgerdialog gab es die Möglichkeit, sich online zu den genannten Themen zu äußern. Vier Bürger nutzen die Chance und teilten ihre Meinung im Beteiligungsportal mit: Live-Online-Dialog.

Vom 11. bis 18. August 2017 können Sie sich zusätzlich an dieser Stelle zu den Ergebnissen der Dialogveranstaltung in Wurzen äußern.

Die Ergebnisse aus den Dialogveranstaltungen und der Online-Beteiligung werden in einem Bericht dargestellt.

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